Zum Hauptinhalt springen

Es ist wichtig, seinen Weg zu finden. Entscheidend ist, wer uns dabei begleitet

Strategien entwickeln und Mitarbeitende bei der Umsetzung unterstützen, das versteht sich bei klip von selbst. Anja Schön begleitet aber auch Menschen, die vieles verloren und nun Zuflucht gefunden haben. Das ist für sie nicht nur Ehrenamt sondern Herzenssache.

Du musst die Veränderung sein, die du in der Welt sehen willst.
- Mahatma Gandhi - 

Wie die anderen Kolleginnen und Kollegen bei klip, so engagiert sich auch Anja Schön schon seit vielen Jahren ehrenamtlich. Was bei den Ministranten seinen Anfang nahm, zog weitere Hilfsprojekte nach sich. Und als im Herbst 2015 viele Geflüchtete in Deutschland ankamen, zögerte sie nicht. Allein 300 Menschen wurden in der Turnhalle ihrer Heimatstadt untergebracht. Und schnell war klar, dass sie Unterstützung brauchten. Anja Schön begann damit, einen alleinstehenden, syrischen Familienvater zu unterstützen, der ohne Frau und Kinder die gefährliche Flucht angetreten hatte. Der vierzigjährige Anwalt konnte sich anfangs nur mit Hilfe eines Dolmetschers verständigen. Daher begleitete ihn Anja Schön auf seinem Weg durch die Behörden und durch allerlei Formalitäten. Sie war aber auch Vertrauensperson für eine syrische Familie, denen sie etwas früher zu einem Neustart verhelfen konnte.

„Bürgerkrieg im Herkunftsland bedeutet noch kein Recht auf Asyl“, weiß Anja Schön. „Bevor nicht eine persönliche Verfolgung aufgrund einer religiösen oder kulturellen Gruppierung nachgewiesen werden kann, ist man auch kein anerkannter Flüchtling.“

Doch auch wenn sie ihrem Schützling noch nicht zu einer Arbeitsstelle verhelfen konnte, so war er doch überglücklich, als im Januar 2017 seine Familie nach Deutschland nachkommen konnte. Seither kümmert sich Anja Schön auch um seine Ehefrau und die beiden Kinder, das neunjährige Mädchen und den fünfjährigen Sohn. „Die vier leben inzwischen in einer kleinen Wohnung und es ist unbeschreiblich schön zu sehen, wie die Familie sich verändert hat, wieviel Eigeninitiative der Vater nun zeigt und wie dankbar alle sind. Natürlich haben sie auch noch mit verschiedenen Schwierigkeiten zu kämpfen, der Vater beim Deutschlernen, und der Sohn mit nächtlichen Albträumen von der Bombardierung seines Zuhauses. Aber es wird jeden Tag ein bisschen besser.“

Galt es anfangs sehr viel Schriftliches zu bewerkstelligen, so sieht Anja Schön ihre Hauptaufgabe mittlerweile in der Begleitung der Familie. Aus dem Gebraucht-werden ist im Laufe der Zeit eine richtige Freundschaft erwachsen. „Wir sind uns so vertraut geworden, dass wir nun ohne Dolmetscher auskommen und wissen, mit welchen Worten und Gesten wir uns problemlos verständigen können“, fügt sie hinzu. „Und die Familien wissen unsere Unterstützung zu schätzen. Oft werden wir von ihnen bekocht und zum Essen eingeladen. Das ist ihre Art, uns Danke zu sagen, uns etwas zurückzugeben.“

Die Geflüchteten, ob aus Syrien, Afghanistan, Gambia, Eritrea oder dem Iran, ob Aleviten, Drusen oder Sunniten, verbindet ihre gemeinsame leidvolle Erfahrung. Sie haben ein Netzwerk untereinander aufgebaut und helfen sich gegenseitig, so gut sie können. Plötzlich spielen Herkunft und Religion keine übergeordnete Rolle mehr. Wenn die Integration weiterhin so voranschreitet, dann hat eine Helferin sehr viel bewirkt. Dann hat sie die Welt ein kleines bisschen lebenswerter gemacht.